Das Kulturhistorische Museum Wurzen mit Ringelnatz-Sammlung erhielt heute ein ganz besonderes Weihnachtsgeschenk: Dank der Museumsförderung der Fielmann Group AG wurde der Museumsleiterin Claudia Kunde das Gemälde des in Wurzen geborenen Künstlers Anton Moritz Fürchtegott Thessel „Waldlandschaft mit Wild auf einer Lichtung“ überreicht.
Bei dem Ölgemälde (H 69 x B 59 cm) handelt es sich um ein undatiertes, aber signiertes Werk des 1830 in Wurzen geborenen Landschaftsmalers. Thessel absolvierte sein Studium an der Kunstakademie in Dresden und war hauptsächlich in Sachsen tätig. Für sein Schaffen bedeutsame Studienreisen unternahm er nach Bayern, Tirol und in die Schweiz. Ausgestellt wurden seine Werke bspw. auf der alljährlich veranstalteten Kunst-Ausstellung der Königlichen Akademie der bildenden Künste in Dresden 1861 oder im Münchner Glaspalast 1869. Sein Œuvre steht in der Tradition der Malerei der Romantik. Erwähnung findet Thessel auch in einem Beitrag des Regierungsblatts für das Königreich Bayern: 1870 erhielt er von König Ludwig II. von Bayern das Verdienstkreuz für die Jahre 1870/71, welches für Verdienste in der Krankenpflege verliehen wurde. Anlässlich seines Todes im Alter von 44 Jahren berichtet der in Frankfurt am Main 1873 verlegte Neueste Geschichtskalender: "Donnerstag 4. September [...] Sachsen. Anton Moritz Fürchtegott Thessel, Landschaftsmaler, † in Dresden, 43 Jahre alt." An anderen Stellen wurde er anlässlich des Todes auch als "ausgezeichneter Landschaftsmaler" oder "tüchtiger Landschaftsmaler" bezeichnet.
Kunsthistorisch zählt Thessel zu den Künstlern der romantischen Bewegung, die in Dresden ein wesentliches Zentrum hatte und ein anregendes Milieu bot. Viele bekannte Literaten, Maler und Musiker wirkten hier in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, in der Malerei waren damit Namen wie Runge, Friedrich, Dahl, Kersting, Carus und Richter verbunden. In erster Linie war es die Landschaftsmalerei, die in der Elbestadt zur Blüte gelangte und durch die Hauptmeister Caspar David Friedrich (1774–1840) und Johann Christian Dahl (1788–1857) vertreten wurde. Im Schaffen von Thessel dominierten Naturlandschaften. Die stimmungsvolle „Waldlandschaft mit Wild auf einer Lichtung“ gehört bereits zur Phase der Spätromanik.
Bereits vor 25 Jahren begann Günther Fielmann, gezielt kleine und mittlere Museen mit wenig bzw. keinem Anschaffungsetat zu fördern, Marc Fielmann setzt dieses Engagement fort. Gekauft werden Museumsstücke aller Art, die im Anschluss immer restauriert werden, sodass sie bereit für die Museumspräsentation sind. Museen erhalten die Objekte als Schenkung ohne Bedingungen. Es handelt sich dabei nicht um eine Stiftung, sondern die Förderung kommt direkt aus der Fielmann AG. Regionale Niederlassungsleiter*innen übernehmen die Patenschaft für die Häuser und engagieren sich so für die Kultur in den Regionen. Das Engagement begann in Schleswig-Holstein, aber inzwischen erhalten auch Museen in Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen, theoretisch deutschlandweit die Schenkungen. Rund 250 Museen (auch Bibliotheken, Archive) werden insgesamt unterstützt. Ersteigert wurde das Gemälde bei einer Auktion in Hannover. Es befand sich in gutem Zustand und wurde vom Restaurator J. E. Rosehr gereinigt und nachgespannt.
Das Kulturhistorische Museum freut sich sehr über diese Schenkung, womit sein vielfältiger Gemäldebestand um das Werk eines bisher nicht enthaltenen Wurzener Künstlers erweitert wird. Recherchen zu seiner Biografie und seiner Familie in Wurzen wurden begonnen und fördern hoffentlich noch mehr Erkenntnisse über den so jung verstorbenen Künstler zu Tage.