Grafikmappe Frieden der Welt.
Internationale Grafik
Dresden: VEB Verlag der Kunst 1959
Offsetdruck
2°, 48 Tafeln: 40 x 30 cm in Halbleinen-Kassette
Inv. Nr. V1574K
Die hochwertige Mappe vereint lose schwarz-weiße und farbige Grafikreproduktionen aus 27 Ländern. Sie sind eine Auswahl aus den Einsendungen zu einem Wettbewerb der Internationalen Buchkunst-Ausstellung 1959 in Leipzig, an dem sich 150 Künstler*innen aus 33 Ländern beteiligt haben. Auf der Rückseite sind die Drucke nummeriert und mit dem Namen der Kunstschaffenden bezeichnet. Die Kassette mit deutscher Rückenprägung enthält ein Beiheft mit dem Verzeichnis der Abbildungen sowie 48 Tafeln. Die Kassette zeigt Gebrauchsspuren.
Das Wettbewerbsthema "Frieden der Welt" wurde mit verschiedenen künstlerischen Mitteln umgesetzt. Zu den prominenten Buchgestaltern, deren Arbeiten unter der Gesamtredaktion von Rudolf Mayer für die Mappe ausgewählt worden sind, gehören Wu Fan, William Gropper, Li Hua, Giacomo Manzù, Frans Maserell, Pablo Picasso, Li Tschung, A. Paul Weber, Charles White.
Pablo Picassos Bildnis von Frédéric Joliot-Curie (Nr. 24), bildet das Cover der Kassette. Zu den herausragenden Werken gehört außerdem „Löwenzahn“ (Dandelion) des chinesischen Künstlers Wu Fan (1924–2015, Nr. 32) ‒ eine seiner berühmtesten Grafiken. Der kolorierte Holzschnitt gewann in Leipzig die goldene Medaille in der Kategorie Holzschnittdruck.
Nach dem Zweiten Weltkrieg verwickelte der Kampf der Systeme auch die Kunst und Kultur in ein symbolisches Wettrüsten. Im Kalten Krieg bediente man sich massenhaft hergestellter Formen der politischen Kunst wie Lithographien, Holzschnitten, Gemälden, Fotografien oder auch Reproduktionen, um sich für das inländische deutsche und internationale Publikum idealisiert darzustellen. Der Begleittext dieser Mappe wurde von Prof. Dr. Walter Friedrich, Vizepräsident des Weltfriedensrates und Präsident des Deutschen Friedensrates, verfasst. Im Vorwort richtet Friedrich an die Leserschaft die Frage: „Was hast du für den Frieden getan, für seine Festigung und dafür, dass er nie wieder gebrochen werden kann?“. Die medienwirksamen Kunstschaffenden sieht er in der besonderen Pflicht. Diese sind in Anbetracht von weltweiten Spannungen, Krisen und Kriegen aufgerufen, sich aktiv für den weltweiten Friedenserhalt einzusetzen und sich kritisch mit den gesellschaftlichen Bedingungen, die zu Kriegen führen, auseinanderzusetzen. Sie sollen den Kampf um Frieden verherrlichen und eine „Zukunftsvision eines Lebens im endgültig gesicherten Frieden“ zeigen.














Künstler*innen lediglich als Vehikel von Propaganda? Abgesehen von einigen sehr plakativen Arbeiten im Stil des sozialistischen Realismus bietet die Auswahl darüberhinausgehend einen eindrucksvollen Einblick in die inhaltliche, technische und qualitative Vielfalt der teils sehr hohen künstlerischen Qualität der eingereichten Grafiken. Deutlich wird so die Reibung zwischen der politischen Inanspruchnahme der Kunst und dem Streben der Kunstschaffenden nach Autonomie.
Die Internationale Buchkunst-Ausstellung, begründet 1927 als Leistungsschau der Buchgestaltung in Leipzig, fand nach dem Zweiten Weltkrieg erstmals wieder 1959 und seitdem bis 1989 in einem sechsjährlichen Rhythmus statt und brachte der DDR internationales Renommee ein. Der Weltfriedensrat beging vom 8.–13. Mai 1959 sein zehnjähriges Jubiläum in Stockholm. Die Organisation wurde von kommunistischen Intellektuellen dominiert.
Frédéric Joliot-Curie war ein französischer Physiker – Assistent der Nobelpreisträgerin Marie Curie – Widerstandskämpfer im II. Weltkrieg und ab 1950 Präsident des Weltfriedensrates sowie Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften der DDR.