Erst seit kurzem zeigt sich die Herz-Jesu-Kirche im neuen Gewand. Die von Annette Grundmann kuratierte und in Kooperation mit dem Kulturhistorischen Museum Wurzen organisierte Ausstellung der Katholischen Gemeinde St. Franziskus Wurzen erzählt überwiegend anhand von Fotografien von der Planung und dem Bau der Herz-Jesu-Kirche sowie dem Schicksal der Kirche und ihrer Gemeinde.
Die am Stadtrand liegende Kirche verbindet die Stadt mit dem Wurzener Land. Sie ist die Hauptkirche für 1.960 katholische Christen der St. Franziskus Gemeinde. Von den drei Wurzener Gotteshäusern ist sie die jüngste und kleinste. Dom und St. Wenceslai sind
jahrhundertealt und stehen im Zentrum der einstigen Bischofs- und Stiftsstadt, die um 1820 herum nicht viel mehr als 3.000 Einwohner zählte.
Im Gegensatz dazu ist die Herz-Jesu-Kirche erst 120 Jahre alt und ihr Bau eng mit dem industriellen Aufschwung verbunden, der in dem Zeitraum zwischen 1840 und dem Beginn des 1. Weltkrieges zu einem grundlegenden Gestaltwandel der Stadt führte und alle Entwicklungen früherer Jahrhunderte in ungeahnter Weise übertraf.
Die Nähe zur Messe- und Universitätsstadt Leipzig, die Verbindungen zur Residenz- und Landeshauptstadt Dresden und zahlreiche Standortfaktoren führten auch in Wurzen zu einem raschen industriellen Aufschwung, in dessen Folge es zu einer beachtlichen Zuwanderung von Unternehmern und vor allem Arbeitskräften hauptsächlich aus Preußen, Böhmen, Bayern und polnischsprachigen Gebieten kam. Soziale Struktur, Mentalität und Kultur ihrer Bewohner veränderten sich tiefgreifend und nachhaltig.
1834 lebten in Wurzen gerade einmal 11 Gemeindemitglieder, die von der St.-Hubertus-Gemeinde in Wermsdorf betreut wurden und 1828 als Ort für ihre Gottesdienste die Heiliggeistkirche auf dem Gottesacker zugewiesen bekommen hatten. Nun steigerte sich der Katholikenanteil in kurzer Zeit erheblich: Die Zahl der Gemeindemitglieder wuchs zwischen 1860 und 1895 von 64 auf 343 an, gerade in der Zeit, als sich die Stadt baulich nach Osten ausdehnte. Hier nahm der Plan zum Bau einer eigenen Kirche für die Gemeinde, deren Zuversicht groß, deren Geldbeutel aber klein war, bald konkrete Formen an: 1894 wurde ein Kirchenbaukomitee gegründet, wenig später geeignete Grundstücke als Baugrund erworben und eine rechtsfähige Stiftung gebildet. Groß war die Opferbereitschaft, Unmengen an Spendenscheinen zeugen davon. Der Wurzener Gustav Schmidt, bekannt als Erbauer der Jägerkaserne (Stadthaus) und vieler Wurzener Villen, wirkte als verantwortlicher Architekt und Bauplaner. Nach dem Vorbild des neoromanischen Neubaus der St. Josef Kirche in Urach (heute Bad Urach) wurde mit leichten Änderungen in Wurzen zwischen dem 4. Mai (Grundsteinlegung) und dem 3. Dezember 1899 der Kirchenbau errichtet.
Vor einigen Jahren nun standen wiederholt umfangreiche Sanierungen an. Die Kirche bekam neue Glocken, die Orgel musste saniert werden, Dächer und Fassade bekamen ein neues Aussehen. Heute präsentiert sich die innen wie außen veränderte Kirche im neuen Gewand.
Ausstellungseröffnung
Sa, 28.05.2022, 15 Uhr
Städtische Galerie am Markt
Festgottesdienst zum Ende der Sanierung
So, 29.05.2022, 9 Uhr
Öffentliche Führung mit Frau Annette Grundmann
Do, 16.6.2022, 16:30 Uhr
Sa, 25.6.2022, 10:30 Uhr
Öffnungszeiten der Ausstellung
Mo, Di, Do 13-18 Uhr
Mi 09-12 Uhr und 13-18Uhr
Sa 09-12 Uhr
Eintritt frei